Schlafapnoe behandeln: Die Rolle von Zahnärzten und Kieferorthopäden

09. Juni 2023

Haben Sie eigentlich genug geschlafen, sind aber tagsüber trotzdem müde und erschöpft? Es besteht die Möglichkeit, dass Sie an einem Schlafapnoe-Syndrom leiden. Atemaussetzer während des Schlafes sollten unbedingt behandelt werden. Zahnärzte und Kieferorthopäden können dabei eine wichtige Rolle spielen, indem sie eine leitliniengerechte Therapie anbieten.

Was ist Schlafapnoe?

Schlafapnoe oder das Schlafapnoe-Syndrom ist eine Erkrankung, bei der die Atmung im Schlaf länger als zehn Sekunden aussetzt. Dies geschieht oft aufgrund einer Verengung oder Blockade der Atemwege im Rachen, weshalb es als obstruktive Schlafapnoe bezeichnet wird. Das laute Schnarchen der Betroffenen ist an sich harmlos, aber wenn es zu Atemaussetzern kommt, können ernsthafte Folgen drohen.

Das Schlafapnoe-Syndrom kann nicht nur die Lebensqualität stark beeinträchtigen, sondern auch schwerwiegende Folgeerkrankungen nach sich ziehen.

Typische Symptome des Schlafapnoe-Syndroms sind:

  • Tagesmüdigkeit, Einschlafneigung und Sekundenschlaf
  • Durchschlafstörungen
  • Kopfschmerzen
  • Mundtrockenheit
  • nächtliches Schwitzen
  • vermehrter nächtlicher Harndrang
  • Konzentrationsstörungen
  • depressive Stimmung

Übergewicht, Rückenlage beim Schlafen, Rauchen, Alkohol, bestimmte Medikamente, chronische Herz- und Lungenkrankheiten sowie Diabetes können das Auftreten von Schlafapnoe begünstigen. Die Ursachen für eine obstruktive Schlafapnoe liegen jedoch oft auch in der Anatomie von Mund, Nase und Rachen.

Wenn eine Schlafapnoe nicht behandelt wird, können ernsthafte gesundheitliche Probleme auftreten, insbesondere Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall und Herzrhythmusstörungen, aber auch Depressionen und Diabetes. Wenn Sie unter nächtlichen Atemaussetzern leiden, sollten Sie diese unbedingt behandeln lassen. Die Diagnose erfolgt durch einen spezialisierten Facharzt, wie beispielsweise einen HNO- oder Lungenfacharzt, der eine Untersuchung im Schlaflabor durchführt.

Wie sieht die leitliniengerechte Behandlung von Schlafapnoe aus?

Leitlinien sind Empfehlungen medizinischer Fachgesellschaften, an denen sich Ärzte bei Diagnose und Behandlung von Krankheiten orientieren sollten. Sie basieren auf dem aktuellen Stand der Forschung und sollen sicherstellen, dass alle Patienten nach aktuellen Standards behandelt werden. Auch für Schlafapnoe gibt es Leitlinien, die regelmäßig aktualisiert werden.

Die Leitlinien für das Schlafapnoe-Syndrom empfehlen bei weniger schweren Formen der Schlafapnoe unter anderem eine Gewichtsreduktion. Das Vermeiden bestimmter Schlafpositionen kann ebenfalls helfen. Bei schwereren Formen gilt die Behandlung mit einer Überdruckmaske, die das Zusammenfallen der Atemwege verhindert, als wirksamste Therapie. Ein nicht unerheblicher Teil der Patienten kommt mit einer solchen CPAP-Maske jedoch nicht zurecht.

Welche Rolle spielen Zahnärzte oder Kieferorthopäden bei Schlafapnoe?

Wenn die Behandlung mit der CPAP-Maske nicht funktioniert, kann ein Besuch beim Zahnarzt oder Kieferorthopäden helfen. Nach einer Überweisung durch den Hausarzt können sie unter bestimmten Voraussetzungen eine sogenannte Unterkiefer-Protrusionsschiene verschreiben. Diese Schiene wird individuell angepasst, muss nachts getragen werden und hilft dabei, den Unterkiefer und die Zunge nach vorne zu verlagern. Dadurch kann das Zusammenfallen der Atemwege im Rachen bei vielen Patienten verhindert werden.

Der Zahnarzt oder Kieferorthopäde führt zunächst eine gründliche Voruntersuchung durch, um festzustellen, ob eine Unterkiefer-Protrusionsschiene im Einzelfall möglich und sinnvoll ist. Eine Voraussetzung ist beispielsweise, dass der Unterkiefer nach vorne bewegt werden kann. Auch der Zustand von Zähnen, Zahnhalteapparat und Kiefergelenken spielt eine Rolle. Manchmal müssen vor Beginn der Schienentherapie Karies, lockere Kronen oder Parodontitis behandelt werden.

Eine Unterkiefer-Protrusionsschiene kann grundsätzlich in folgenden Fällen in Betracht gezogen werden:

  • Schnarchen ohne Atemaussetzer
  • leichte und mittelschwere Schlafapnoe
  • schwerere Formen von Schlafapnoe, wenn eine CPAP-Behandlung nicht möglich oder nicht toleriert wird

Wie verläuft die Therapie mit der Unterkiefer-Protrusionsschiene?

Der Zahnarzt oder Kieferorthopäde nimmt Abdrücke und fertigt anhand eines Modells eine Schiene an, die perfekt auf die Zähne des Patienten passt. Bei der Anpassung wird auch die richtige Position der Schiene bestimmt, um eine optimale Wirkung zu erzielen. Nach der Anpassung wird die Schiene dem Patienten übergeben, und dieser wird in die korrekte Anwendung der Schiene eingewiesen. Während der Behandlung ist es wichtig, regelmäßige Kontrolltermine beim Zahnarzt oder Kieferorthopäden wahrzunehmen, um den Fortschritt zu überwachen und gegebenenfalls Anpassungen an der Schiene vorzunehmen.

 

Quellen: Das Gesundheitsportal medondo.health Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie (ArGe Schlafmedizin). HNO-spezifische Therapie der obstruktiven Schlafapnoe bei Erwachsenen (S2e-Leitlinie, in Überarbeitung). AWMF-Registernr.: 017-069. 2015. Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM). Nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörung - Schlafbezogene Atmungsstörungen (S3-Leitlinie, in Überarbeitung). AWMF-Registernr.: 063-001. 2020. Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie (ArGe Schlafmedizin). HNO-spezifische Therapie der obstruktiven Schlafapnoe bei Erwachsenen (S2e-Leitlinie, in Überarbeitung). AWMF-Registernr.: 017-069. 2015. Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM). Nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörung - Schlafbezogene Atmungsstörungen (S3-Leitlinie, in Überarbeitung). AWMF-Registernr.: 063-001. 2020. S1-Leitlinie (Langfassung): Die Unterkieferprotrusionsschiene (UPS): Anwendung in der zahnärztlichen Schlafmedizin beim Erwachsenen. Federführende Fachgesellschaften: Deutsche Gesellschaft für Zahnärztliche Schlafmedizin (DGZS) Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK). Stand November 2021. Behandlung von erwachsenen Patienten mit obstruktiven schlafbezogenen Atmungsstörungen mit Unterkieferprotrusionsapparaturen. Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Kieferorthopädie (DGKFO). Stand Januar 2008.